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Gunkls Tip des Tages (Archiv)

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Tips für November 2010

01.11.2010:
Wer nicht genießt, ist ungenießbar. Mhm. Dem ist das aber wurscht.

02.11.2010:
Besprechen Sie mit dem Biologen Ihres Vertrauens, wie groß ein umzäunter Zoo sein müßte, um nicht auf Futter von außen angewiesen zu sein.

03.11.2010:
Besprechen Sie heute im Kreise hochgradig befangener Menschen, ob ein Zoo, der ohne Zufütterung von außen auskommt, sinnvoller ist, wenn darin nur Pflanzenfresser leben, obwohl das auf Dauer sicher mehr Platz braucht, als ein Zoo, in dem Raubtiere die Größe der Gesamtpopulation deckeln.

04.11.2010:
Finden Sie ein paar objektivierbare Kriterien, an denen Kitsch identifizierbar ist.

05.11.2010:
Sollten Sie bei dem gestern vorgestellten Problem erfolgreich gewesen sein, dann suchen Sie heute einen gut ausgestatteten Devotionalienhandel auf und besprechen Sie mit dem dort anwesenden Personal Ihre Befunde.

06.11.2010:
Der Desktop scheint für meinen - interessanterweise jeweiligen - Klapprechner eine bevorzugte Sonde zu sein, um meine Affektfestigkeit auszuloten. Daß er hin und wieder einen active Desktop wiederherstellen will, der von mir aber noch nie auch hergestellt wurde, ist bei aller Toleranz, was Semantik angeht, schon einmal blöd, weil der so (wieder- oder halt nur so) hergestellte Desktop von der Verheißung, die dem Präfix active innewohnt, weit weg ist, praktisch hinter dem Horizont, der das Erwartbare vom stumpfen Irgendwas scheidet. Neuerdings gefällt sich der Faltkalkulator aber darin, mit dem Hinweis, er stelle jetzt einfach so einen Desktop her (also nicht wieder, auch nicht active, sondern einfach so), sich in einen Zustand zu versetzen, der optisch an ein Betriebssystem gemahnt, das schon vor der Jahrtausendwende antiquiert war, und das, was der Rechner an Leistung bringt, wird davon aber noch kräftig unterboten. Irgendwie schon nicht active, und auch nix, was ausdrücklich wiederhergestellt wurde, also eigentlich nicht gelogen, aber unterm Strich ist das dann schon ein bisserl dünn.

07.11.2010:
Ich habe beobachtet, daß die gestern hier beschriebene Malaise vor allem dann auftritt, wenn sich der Rechner Updates des Betriebssystems herunterlädt. Wenigstens behauptet er, daß er das tut. Jetzt frage ich mich, ob es irgendetwas an meiner Person ist, und wenn ja, was das wohl ist, und wie das im Halbleitergespinst überhaupt registriert wird, was den Rechner dazu bringt, in die - muß man annehmen - Downdatelade zu greifen.

08.11.2010:
Jüngst war ich bei einem befreundeten Tontechniker im Studio. Nach einer Viertelstunde ist der Rechner, mit dem zuvor zwei Tage lang klaglos aufgenommen worden ist, abgestürzt. Vielleicht gibt es Human-Halbleiter-Hybrdviren, die mich nicht als Wirt oder Opfer sondern nur als Taxi nehmen.

09.11.2010:
Die Russen haben neulich nix erfunden. Jedenfalls sagen sie das. Genau genommen sagen die gar nix dazu. Möglicherweise haben die also doch was, nur halt was sehr Geheimes erfunden. Vielleicht waren das aber auch die Amerikaner. Wenn Sie in den letzten zwei Sekunden eigenständig an die Illuminaten gedacht haben, dürfen Sie einen Wochenendkurs in Freimaurerei machen.

10.11.2010:
Mir gehen die Anführungszeichen, die ich leider nicht mehr schreiben kann, weil im Text im Netz dann an deren Statt ein Haufen Schrägstriche erscheint, bereits heute ab. Morgen wird es Ihnen auch so gehen.

11.11.2010:
Besprechen Sie mit einem Philologen, den Sie sich von der Bezirkshauptmannschaft zuweisen lassen, ob ohne die verneinende Vorsilbe a das Wort nti mit sehr wohl übersetzbar ist.

12.11.2010:
Überlegen Sie sich bis morgen einen poetischen Spruch, mit dem Sie international für einen Möbelhandel mit Eigenimport werben könnten.

13.11.2010:
Ich habe mich der gestern hier formulierten Aufgabe gestellt und bin zu folgendem Arbeitsergebnis gelangt: I travelled on my journey far to buy exotic furniture.

14.11.2010:
Überlegen Sie, weil das gestern so gut geklappt hat, wie Sie jemanden poetisch und in Englisch auffordern könnten, mit jemandem, der Timotheus heißt, schwere Themen zu besprechen. Das kommt jetzt nicht so oft vor, aber wenn man dann gleich eine saubere Lösung parat hat, macht das bestimmt Eindruck.

15.11.2010:
Mein Lösungsvorschlag für das gestern hier formulierte Problem lautet: Discuss with Tim morality and things like immortality.

16.11.2010:
Gedankenexperimente, die in völliger Unkenntnis zugrunde liegender Sachverhalte formuliert worden sind, haben keine Beweiskraft. Ist mir neulich eingefallen, als ich von Descartes Beweis der Seele gehört habe.

17.11.2010:
Investment ist Minzgeschmack in Weste.

18.11.2010:
Die Konjunktur ist jetzt angeblich wieder ganz schön juhu. Also, nix wie ran, und dann aber auch rechtzeitig wieder raus.

19.11.2010:
Ich möchte meine gestrige Konjunkturepignose ein bissi relativieren; die Konjunktur ist zwar schon so einigermaßen, daß man sagen könnte, es ist eigentlich jetzt nicht so arg, aber echt, so wie richtig ist sie erst nach Ablauf der letztzahligen Rückrechnungsperiode. Also, wer mag, kann, wenn er muß, sollte aber im Auge behalten, daß nur, wer noch nicht hat, auch sollte, allerdings ohne zu müssen.

20.11.2010:
Entschuldigen Sie bitte die letzten beiden Tips; ich versuche mich gerade als Investmentbanker, aber ich habe das mit dem vorangegangenen Tip vermutlich ein bissi übertrieben, und mir verkleistert das Minzöl in meiner Weste offenbar den Datenfluß in meinem synaptischen Geflecht. Ich habe das Gefühl, ich hätte da sowieso keine große Karriere hingelegt.

21.11.2010:
Ich warte je darauf, daß der erste Raucher sich seine Angewohnheit als Krankheit attestieren läßt, und dann wegen Diskriminierung klagt, wenn er wo nicht rauchen darf. Denkbar ist das.

22.11.2010:
Besprechen Sie mit Ihrem Lieblingsschalterbeamten, wann denn wohl schlechte Gründe stichhaltiger sein können als gute Vorbehalte.

23.11.2010:
Was die zeitliche Abfolge angeht, ist das, was wir als letzten Grund bezeichnen, eher der erste Grund.

24.11.2010:
Wenn Sie mit Ihrem Lieblingsschalterbeamten gerade angeregt plaudern erörtern Sie doch auch gleich, ob eine rückhaltlos betriebene Such nach dem letzten Grund zwangsläufig in Wahnsinn oder Religion führt.

25.11.2010:
Manche Spinnen stridulieren mit den Pedipalpen. Hätt ich so jetzt auch nicht gewußt. Wieder was gelernt.

26.11.2010:
Etwas für lange Winterabende: stellen Sie sich vor, Sie haben eine Kugelschale aus beliebig dünnem, beliebig biegsamem aber völlig streckungstarrem Material. Rechnerisch geht sowas ja.Überlegen Sie, wenn man diese Schale nun in zwei gleich große Hälften teilt und bei jeder Hälfte die jeweilige Schnittkante an sich selbst so zusammenklebt, daß ein Volumen dicht umschlossen ist, wodurch diese Klebekante eine gerade Strecke mit der Länge des halben Kugeldurchmessers ist, wie groß das so umschlossene Volumen im Vergleich zum ursprünglichen Kugelvolumen ist.

27.11.2010:
Wenn Sie einmal irgendwo in einer Warteschlange stehen, fragen Sie doch die Person, die vor Ihnen steht, aus welchem metaphysischen oder aber auch physischen Material wohl der Flansch besteht, der den realweltgenerierten Umstand, daß wir alle einmal sterben müssen mit dem rein emotionalen Umstand, daß es uns dabei nicht so gut geht, verbindet.

28.11.2010:
Schreiben Sie eine Arbeit über Ampelphasen im Kulturvergleich und versuchen Sie aus diesen Befunden eine wenigstens dreiseitige Aussage über die moralische Verfaßtheit der so betrachteten Sozietäten abzuleiten.

29.11.2010:
Suchen Sie sich was aus. Heute dürfen Sie das.

30.11.2010:
Melden Sie sich für die nächste Documenta mit folgendem Projekt an: Sie bemalen eine in diesem Gebäude vorhandene Wand in der Farbe, die sie schon hat und behaupten dann, das wäre ein ganz toller Brückenschlag zwischen Welt und Kunst, weil Sie ja, indem Sie die Wand gemalt hätten, zwar auf sich selbst, aber die Materialfrage darf man nicht kleinherzig betrachten, ihr aber dabei ein neues, wiewohl gleiches, Aussehen verpaßt haben, und somit das Abbild zum Gegenstand einer weiteren möglichen Abbildung gemacht haben. Wenn die das dort nicht wertschätzen, dann malen Sie einfach so oft über die Wand, bis die Farbschichten das ganze Zimmer füllen, und dann sagen Sie denen, das haben sie jetzt davon.