Geschätzte Vernetzte,

Obschon ( Ich liebe dieses Wort, wenngleich "Obzwar" natürlich auch ´was hermacht ) Einleitungen mitunter so aussehen, als wären sie reine Zeilenschinderei und böten den in freudiger Aufmerksamkeit gespannten LeserInnen keinerlei wesentliche Information, derenthalben sich die Lektüre des sich nun vor ihnen befindlichen Elaborats lohnte, habe ich mich kühnerdings entschlossen, auch diese Woche meinen Betrachtungen der Dinge, die sich in den verstrichenen sieben Tagen ereignet haben, oder ereignet wurden

( Das ist eigentlich ein recht interessanter Ansatz, der sich auch hübsch in das immer stärker etablierte Weltbild der Eigenverantwortung, - wie sie zum Beispiel im Modell "Selbstbehalt" manifest wird, - fügt; " Alles ist machbar, und Ereignisse darf man sich nicht selbst ereignen lassen, man muß sie ereignen!" ) eine kleine Introduktion voranzustellen.- Ich denke, Sie fühlen sich als Leser oder Leserin einfach besser behandelt, wenn am Anfang der Lektüre erst einmal ein kleines "Hallo!" steht, und Ihnen nicht ansatzlos vertrackte Schachtelsätze mit mehrzeiligen Klammern um die geneigten Ohren gedroschen werden. - Außerdem wollte ich "kühnerdings" unterbringen. Weil es ein Neologismus ist, und ich mir den kleinen Ehrgeiz zugestehe, der deutschen Sprache, die mir nicht nur vergnügte Momente, sondern auch einen recht passablen Lebensstandard beschert, bisweilen als kleines Dankeschön ein neues Wort zukommen zu lassen. ( Das hätte ich zwar mit "dreisterhalben" auch zuwege gebracht, aber "kühnerdigs" klingt einfach netter.) - Also :"hallo!" ( Das gehört zwar mit einem großen "H", aber ich habe Ihnen ja ein kleines "Hallo!" versprochen.

Was also hat sich zugetragen? -(In dem Fall wäre "wurde zugetragen" sicherlich nicht ohne erhebliche Erörterungen, die uns aber sicherlich zu weit führten, zulässig. ) Zunächst etwas Privates, dessen Erwähnung aber, um das Licht zu erklären, in dem ich das zu besprechende Zuträgnis sehe, unabding bar ist. - Die weibliche Seite in mir mußte mit einigem Befremden zur Kenntnis nehmen, daß mein Buben-Ich neuerdings auf den Geschmack gekommen ist, sich Fußballspiele im Fernsehen anzuschauen. Entscheidend für Sie ist dabei das "neuerdings", insoferne, als daß ich mich keineswegs als Kenner der Materie bezeichnen darf, und mein Kommentar eines Fußballspieles sicherlich nicht profund sein wird. - Aber 0:3 gegen die USA - In Wien! - Das stimmt sogar die weibliche Seite in mir sehr nachdenklich. - Und meine weibliche Seite ist sehr großherzig und offen für die abwegigsten Ideen und Vorschläge, wenn sie nur mit ehrlicher Begeisterung und Liebe zur Sache angegangen werden. - Aber 0:3 - Gegen die USA. - Im Sommer ist angeblich Fußballweltmeisterschaft. Und Österreich ist angeblich dabei. Peinlich! Wenn die jemand sieht! Nicht auszudenken! Angeblich könnten "Wir" - das sind genaugenommen die Spieler der Österreichischen Fußballnationalmannschaft - an guten Tagen jeden schlagen. Ich nehme an, ein guter Tag wäre zum Beispiel einer, an dem eine globale Epidemie die gesamte fußballspielende Welt mit Ausnahme Österreichs und vier Angehörigen der Schweizergarde mit schwerem Brechdurchfall in irgendwelche Sanitärräume zwingt, und die vier Schweizergardisten sind schwerstens verkatert. An so einem Tag, glaube ich, könnten "Wir" jeden ( , der im Moment Fußball spielen kann, ) schlagen. Aber das ist, wie gesagt, nicht profund, Und mein Buben-Ich hätte das wahrscheinlich auch ein bißchen derber formuliert, wäre ihm meine weibliche Seite hemmend in den Arm gefallen.

Dann waren da auch noch Wahlen. Der Ausgang dieser Wahlen ist weitgehend besprochen, erwähnenswert scheint mir das Plakat, mit dem man Thomas Klestil ins Rennen um die Gunst der Wähler schickte. - Daß bei uns Zweibeinern den Männchen manchmal im Alter das Haupthaar ausgeht, ist ein Umstand, den man einigermaßen gelassen zur Kenntnis nehmen kann. Vor allem dann, wenn man selbst keine Glatze hat. Zählt man zu jenen, die durchs Deckhaar gewachsen sind, so gibt es verschiedene Möglichkeiten, damit umzugehen. Eine davon ist, Photographien von sich zwischen Augenbrauen und Scheitelbein ( Das heißt auch so, wenn kein Scheitel mehr dort ist. ) einfach abzuschneiden. Das ist nicht besonders raffiniert, aber so etwas kann bei Announcenbekanntschaften beim ersten Rendezvous sicher ganz lustig sein. Auf Wahlplakaten ist so etwas, glaube ich noch weniger raffiniert, aber vielleicht ist ein Politiker vertrauenswürdiger, wenn er sich nicht so raffiniert gibt. - Dann allerdings wäre dieses Plakat schon sehr raffiniert.

Die SPÖ hat ein neues Parteiprogramm. Bemerkenswert ist dabei, daß die SPÖ beschlossen hat, fürder nicht mehr in Kategorien wie "Links" und "Rechts" zu denken, wenn es um etwa eine Positionsbestimmung geht, sondern, und das muß man sich am Pallium zergehen lassen, sich ab jetzt nur noch "Nach Vorne" ( In Worten "Nach Vorne") zu orientieren. Da wäre ich wirklich gern dabeigewesen, wie das beschlossen worden ist. - Die Sozialdemokratische Partei positioniert sich neu:

" Burschn, des braucht irgndwie ois an, - waaß i net - an neichn Zug!"

" Wos?"

"Na, so, hoit!"

" Aha.- Und?"

" Na, gibt´s Vurschläge?"

" Najo, mia kenntn ......................................................................."

" Mhm. Foit sunst wem wos ei?"

"Naja, bitte, ich bin zwar noch nicht so lang dabei, aber wir könnten uns neu orientieren."

""Aso, jojo. Kloa! Siechst? Des is a Vuaschlog! Und wie jetzn genau?"

" Also konkret, sagen wir jetzt im Detail weiß ich auch noch nicht ..........."

" Na, is scho in Uadnung, des midn neu orientiern gfoit ma sch guat. Sogma so ois Richtung amoi."

" Na, wos wüst di neich orientiern? Weida links findn mia niemaund mehr, der uns wööt, und wauma noch rechts rutschn zadruck ma de keazlschlicka komplett!"

" Naja, gibt´s nichts anderes?"

" Ois wos?"

" Naja, was anderes als links und rechts? Ich mein´ ich weiß nicht, auf der Handelsakademie haben wir über sowas nicht gesprochen, aber ich stell mir vor, daß es da rein geometrisch noch andere Möglichkeiten geben muß."

" Sogamoi,...."

" Na loß eam, iagndwie oiso jetzn amoi nua so, denk ma noch, wos nu fia Möglichkeitn gabat."

 

 

So, glaube ich, muß es passiert sein.